Schule und Bildung
Für Eltern ist möglichst wenig Unterrichtsausfall ein Indiz für eine gute Schule. Doch Freistunden oder Vertretungen gehören zum Schulalltag dazu. Nach Schätzungen des Landesrechnungshofes fallen rund fünf Prozent der Unterrichtsstunden in NRW aus. „Deshalb brauchen wir ein ganzheitliches Konzept, das trotz des Ausfalls mehr Qualität für die Schüler bringt“, kommentiert Renate Hendricks, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag.
„Erste Maßnahmen gibt es bereits in den NRW-Schulen. Mehr Qualität bringt in meinen Augen schon: Bei Unterrichtsausfall dürfen die Schüler nicht wie früher nach Hause gehen. Sie werden vielmehr von einem anderen Lehrer unterrichtet oder vor der Fehlstunde mit passenden Aufgaben versorgt.
Ein gutes Vertretungskonzept ist weitaus sinnvoller, als eine neuerliche Datenerfassung der Ausfallstunden. Diese würde nur wertvolle Zeit des Lehrpersonals binden. Diese Auffassung stützt auch ein Gutachten, das das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW 2013 beauftragt hatte. Darin wird darauf hingewiesen, dass es bislang keine einheitliche Datenerhebung gibt. Es müssten erst vereinheitlichte Kennzahlen entwickelt werden. Ein Verfahren, das solide Daten verspricht, wäre viel zu kostenintensiv. Im Gutachten wird auch qualifiziertere Betreuung bei Unterrichtsausfall empfohlen. Es würde wohl bis zu 700 zusätzliche Lehrerstellen erfordern, die Fehlstunden an allen Schulen vollständig zu erfassen.
Durch standardisierte Vorgaben des Landes könnte auch die schulinterne Rechenschaftsfunktion gestärkt werden. Dafür ist eine landesweit gleiche Definition des Begriffs notwendig. Neue Kooperationen zwischen Land, Schulaufsicht und Einzelschule könnten mehr Erfahrungsaustausch bringen, um von guten Beispielen zu lernen.“
„Wir haben hier Dinge vor, die wir alle noch nicht kennen“, sagte Antje Mismahl, Schulleiterin der Primus-Schule Minden zu Präsidentin Carina Gödecke. „Primus“ ist ein neuer Schulversuch zum längeren gemeinsamen Lernen. Die Jahrgänge der Klassen 1 bis 3 sowie 4 bis 6 werden gemischt und gemeinsam unterrichtet. Ziel ist es, das selbstständige Lernen zu fördern.
Bei den Eltern kommt das Konzept gut an. 75 Kinder können den Schulversuch in Minden mitmachen, 100 möchten es gerne. Noten gibt es erst ab Jahrgangsstufe 9. "Eltern stehen unter Druck, wenn es im vierten Schuljahr um die Wahl der weiterführenden Schule geht. Dieser Druck fällt bei uns weg. Hier sind alle Abschlüsse möglich. Wir möchten mit jedem einzelnen Schüler, mit jeder einzelnen Schülerin bis zur jeweiligen Leistungsgrenze gehen", betonte Mismahl. Für dieses pädagogische Konzept sind Raumaufteilung und Ausstattung entscheidend, erfuhr die Delegation. Sie bestand neben Carina Gödecke (Präsidentin) aus den Landtagsabgeordneten Inge Howe und Kirstin Korte sowie Harald Steinmetz von der Stadt Minden.
Landtaspräsidentin Carina Gödeke, Inge Howe (MdL, SPD) und Kirstin Korte (MdL,CDU) haben am Montag die Primusschule in Minden besucht, um sich ein Bild vom Pilotprojekt zu machen.
Foto: Besuch in der Galileo-Klasse: Landtagspräsidentin Carina Gödeke lässt sich von Daniel Swolinski in der Forscherklasse der Primusschule sein Experiment mit Tannenzapfen erklären. - © Foto: Alex Lehn
Der Schulkonsens wirkt: Nordrhein-Westfalens Schullandschaft hat sich auch aufgrund des parteiübergreifenden Schulkonsenses im Jahr 2011 deutlich verändert. Heute legte die Landesregierung im Landtag eine erste Bilanz seit dem Kompromiss zwischen SPD, Grünen und CDU vor. „2011 haben wir damit Schulgeschichte geschrieben“, erklärt Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag.
„In der heutigen Plenardebatte wurde überdeutlich, dass CDU und auch FDP dem Schulkonsens an sich nichts entgegenzusetzen haben. Doch anstatt sich mit Sachpolitik auseinander zu setzen, wird hier nur gefeilscht. Stattdessen sollten wir den guten Kompromiss, den wir vor drei Jahren nach einem langen und lähmenden Streit gefunden haben, weiterentwickeln und endlich wieder Bildungspolitik gestalten. Und zwar mit einem nach vorn gerichteten Blick. Der Schulkonsens war und ist ein gewichtiger Schritt für mehr Bildungsgerechtigkeit und die Möglichkeit der passgenauen Ausgestaltung des Schulangebots vor Ort.
Um die Schulentwicklung voranzubringen, braucht es allerdings auch Zeit Im Sinne des Konsenses und der besten Bildung für alle sollte eine Motivation die notwendige Gelassenheit für weitere Debatten um Schulstruktur und -qualität sein. Zumal sich die Schullandschaft auch maßgeblich durch das Wahlverhalten der Eltern verändert. Und unser Ziel des bis 2023 geltenden Konsenses ist nun mal, dem Elternwillen entgegenzukommen, auf die zurückgehenden Schülerzahlen zu reagieren und den kommunalen Schulträgern mehr Handlungsspielraum zu geben.“
Vor einigen Tagen besuchte NRW-Wissenschaftsministern Svenja Schulze (SPD) den Mühlenkreis, um sich ein Bild vom Fachhochschulangebot in Minden zu machen. Schulze zeigte sich beeindruckt und erfreut über den Entwicklung des Mindener FH-Standortes der Fachhochschule Bielefeld.
"Die neuen Studiengänge werden gut nachgefragt und in der angewandten Forschung scheinen Bauingenieure, Informatiker, Elektrotechniker und Architekten auf dem besten Wege, das Thema intelligente Gebäudetechnik voranzubringen. Der Hochschulstandort Minden ist ein Erfolgsmodell", so Svenja Schulze.
Grafikfähige Taschenrechner werden im kommenden Schuljahr in Nordrhein-Westfalen Pflicht. „Deshalb soll der Erlass des Schulministeriums jetzt schnellstmöglich erweitert werden: Um die Eltern von den Kosten zu entlasten, müssen die Schulen selbst entscheiden können, ob sie Klassensätze anschaffen, ob die Eltern den Taschenrechner weiterhin kaufen müssen oder andere Technik genutzt werden kann“, erklären Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Renate Maria Hendricks, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
Eva-Maria Voigt-Küppers weiter: „Der jetzige Erlass sieht vor, dass jeder Schüler ab Klasse zehn einen grafischen Taschenrechner nutzen muss. Doch an diesem Erlass muss nachgebessert werden. Die Technik der Taschenrechner ist nicht zukunftsorientiert, vorstellbar wäre auch die Nutzung von anderen Geräten wie Tablets. Umso wichtiger ist, dass wir eine Öffnungsklausel beschließen. Mit dieser könnten die Schulen die Eltern von den Kosten entlasten. Damit stellt sich auch nicht die Frage nicht, ob eine derartige Anschaffung nur für die drei Jahre in der Oberstufe sinnvoll ist. Dann könnten die Taschenrechner beispielsweise auch vom Förderverein der Schule angeschafft werden.“
Zur heutigen Plenardebatte zum Referentenentwurf des Hochschulzukunftsgesetzes erklärt Karl Schultheis, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion NRW:
„CDU und FDP verrennen sich in reiner Polemik, die ohne Argumente auskommt. ‚Hochschulbevormundung, Staatsdirigismus, DDR-Manier‘ – seit Monaten spielen sie nun dieselbe Tonleiter hoch und runter. Eine Sachdebatte aber scheuen CDU und FDP. Dabei weiß die Opposition genau, dass eine politisch diskutierte Landeshochschulplanung vonnöten wäre. Demokratische Mitbestimmung, wirksame Arbeitnehmerrechte, bessere Studienbedingungen, die Stärkung der akademischen Selbstverwaltung sowie Klarheit über Forschungsvorhaben und die Verwendung von Steuergeld sind wichtige Anliegen, die sich nicht mit reinem Wortgetöse lösen lassen.