"Kinderschicksale entscheiden sich früh"

Veröffentlicht am 17.02.2010 in Presse

Bild: Günter Havlena/pixelio.de

Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung / Diskussion zum Thema erfolgreiche Bekämpfung von Kinderarmut

Minden (nas). "Ene, mene, muh und raus bist du." Im Abzählreim wird zufällig entschieden. Doch in Wirklichkeit klärt nicht der Zufall, welche Rolle ein Kind im Leben spielt, sondern das Geld, so Frank Johannes Hensel.

Ein leerer Geldbeutel bestimme schon früh über einzelne Kinderschicksale, erklärte der Diözesan-Caritasdirektor für das Erzbistum Köln. Er sprach bei einer Tagung der Reihe "Forum Soziale Zukunft im Mühlenkreis". Sein Thema: "Kinderarmut erfolgreich bekämpfen". Seine Antwort: Nötig ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sich nicht nur auf die Veränderung der Finanzlage von armen Familien beschränkt.

Für Hensel ist Kinderarmut ein Skandal, der die Gesellschaft teuer zu stehen kommen kann. SPD-Landtagsabgeordnete Inge Howe, die gemeinsam mit dem Landtagskandidaten Ernst-Wilhelm Rahe die Veranstaltung moderierte, wies darauf hin, dass 815 000 Kinder in NRW arm sind. Eine Grundsicherung für Kinder, kostenlose Plätze in Kindertagesstätten und "Frühe Hilfen" sollen hier Abhilfe schaffen. Doch Hensels Forderungen gehen weit darüber hinaus.

Der Humanmediziner und Gesundheitswissenschaftler bezeichnet besonders die Debatte um die Bemessung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder ein "Armutszeugnis für die Politik". Der Christ ist der Meinung, dass man Reue zeigen kann und Buße tun muss. So fordert er eine ganzheitliche Betrachtung von Kinderarmut, die nicht nur allein auf finanziellen Bemessungen beruht, sondern auch Armut im sozialen oder gesundheitlichen Bereich beachtet.

"Ein Leben in Mangel und Not vermittelt einem ein Gefühl der Wertlosigkeit und führt zu mangelnder Motivation", so Hensel - ein Teufelskreis aus geringer Bildung, zu wenig Geld, Krankheit und schlechter Ernährung.

"Was tun?", ist nun die Frage, die Hensel mit einer Reihe von Maßnahmen beantwortet. Neuberechnung der Regelsätze, Frühe Hilfen verlässlich finanzieren, geringere Elternbeiträge in Kindertagesstätten, einen Offenen Ganztag landesweit garantieren, besondere Förderung benachteiligter Kinder, kostenfreies Mittagessen und Lernmittelfreiheit - das sind die Punkte, die Hensel besonders wichtig sind.

Nicht nur Sachleistungen helfen, auch der Topf innerhalb der Familien müsse aufgefüllt werden. Als Vater von vier Kindern wisse er genau, dass beispielsweise 50 Euro für wachstumsgerechte Kinderschuhe im Jahr nicht ausreichen.

In der anschließenden Diskussion wurden weitere Aspekte angesprochen. Themen wie Lohnabstände, um Arbeit reizvoll zu machen, die Vereinbarung von Familie und Beruf oder Stigmatisierung kamen zur Sprache.

Johannes Zück (21) machte zudem darauf aufmerksam, dass die Unterstützung über Kita-Plätze hinaus gehen müsse und auch mangelnde Ausbildungsplätze und Studiengebühren im Hochschulbereich Hürden seien, die es zu überwinden gelte.

Dann meldete sich Kenneth Farrer zu Wort. Als "Betroffener aus ärmeren Verhältnissen" ist er der Ansicht, dass Hilfe durchaus auch als beschämend empfunden werden und zu Mobbing führen kann. "Die Grundeinstellung zur Armut muss sich ändern und mehr in den Medien und Politik zur Sprache kommen", so der 20-Jährige.

Erste Versuche, das Thema zu entstigmatisieren, seinen laut Hensel die Verrechtlichung politischer Entscheidungen. "Es geht hier nicht um Almosen, sondern um Rechte."

Veranstaltet wurde die Tagung von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung der Politischen Bildung, Kultur und Kommunikation in OWL.

Quelle: Mindener Tageblatt vom 16.02.2010

 

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