Geherzt von Mann und Sohn | FOTO: PETER STEINERT Inge Howe (SPD) holt sich das Direktmandat mit überzeugendem Vorsprung
Bad Oeynhausen. Der Jubel muss reifen. Erst als Inge Howe die ersten Ergebnisse aus Bad Oeynhausen sieht, ist es Zeit für ein entspanntes Lächeln. Da weiß sie: Es hat gereicht. Und wie. Mit fast 14 Prozent Vorsprung (und immerhin noch sechs Prozent in Bad Oeynhausen) holt die Sozialdemokratin das Direktmandat im Wahlkreis 89 vor ihrem Mitbewerber von der CDU, Karl-Erich Schmeding.
Die Familie fiebert mit und feiert mit. Sohn Jens Oliver Howe nimmt Mutter Inge fest in den Arm. Auch Ehemann Heinz drückt die Wahlsiegerin fest an sich. Schließlich hat er ja zu denen gehört, die immer gesagt haben: "Inge, du schaffst das."
Inge Howe rechnet zu den Gründen für ihren Erfolg auch den Verdruss der Wähler mit der Bundesregierung ein. "Herr Westerwelle war schon ein sehr guter Wahlkämpfer für uns", sagt sie. "Allerdings bin ich überzeugt, dass ich gute Arbeit für meinen Wahlkreis geleistet habe." Und das wolle sie auch in der neuen Wahlperiode tun, versichert sie. "Eine der größten Herausforderungen der nächsten fünf Jahre wird sicher sein, den Gesundheitsstandort Bad Oeynhausen zu stärken", sagte Howe. "Dazu könnten die Studiengänge für Medizin und Pflege in OWL betragen."
Noch bevor Howe ihre politischen Pläne zu Ende geschmiedet hat, kommt ihr Kontrahent zum Gratulieren. Und das, obwohl noch gar nicht alle Stimmbezirke ausgezählt sind. Doch Karl-Erich Schmeding weiß schon jetzt: Howe ist durch und sein Traum vom Landtagsmandat zerplatzt. Denn über die Landesliste ist Schmeding nicht ausreichend abgesichert.
Woran es gelegen hat? "Der Gegenwind aus Berlin war scharf", erklärt Schmeding. "Viele Menschen sind verärgert über die Arbeit der Bundesregierung, das habe ich im Wahlkampf schon gespürt", sagt er. Deshalb habe er mit Verlusten für die CDU gerechnet. "Wenn auch nicht mit so großen." Er selbst konnte auch nur 32,4 Prozent der Erststimmen für sich verbuchen. "Aber das ist immerhin mehr, als die Partei bei den Zweitstimmen bekommen hat," tröstet sich der Pädagoge.
Keinen Trost braucht die Kandidatin der Grünen. Dabei wird auch Bettina Fugh nicht in den Landtag einziehen. Aber eine Verdopplung des Wahlergebnisses von 2005 auf Landesebene wie im Wahlkreis – das lässt die 47-Jährige übers ganze Gesicht strahlen. "Wir haben auch hier vor Ort dazu beigetragen, dass Schwarz-Gelb abgewählt ist. Das macht mich glücklich."
Keinen unglücklichen Eindruck macht auch Jannik Seidler. Der Kandidat der Linken wäre mit seinen 18 Jahren wohl der jüngste Abgeordnete im neuen Düsseldorfer Landtag gewesen. Doch um über seinen Listenplatz in den Landtag einzuziehen, hätte die Linke 22 Sitze bekommen müssen. Für ihn ist entscheidend: Die Linke ist drin.
Das ist auch Kai Abruszat. Erwartungsgemäß hat der Liberale kein Direktmandat geholt, doch über Listenplatz 7 wird auch der Beigeordnete der Stadt Porta Westfalica einen neuen Arbeitsplatz bekommen: im Düsseldorfer Landtag. "Dort möchte ich eine starke Stimme für die Städte und Gemeinden sein", kündigte Abruszat an.
Bevor Inge Howe zu ihrer dritten Amtszeit in den Landtag zurückkehrt, wird am Montag erstmal ausgeschlafen. "Dann frühstücke ich. Und dann bringe ich meinen Haushalt auf Vordermann. Da ist nämlich in den letzten vier Wochen einiges liegen geblieben."
NW vom 10.05.2010