Diskussionsabend zur Zukunft der hausärztlichen Versorgung

Veröffentlicht am 07.11.2008 in Gesundheit

Bundespatientenbeauftragte Kühn-Mengel: „Anreize für Nachwuchs schaffen“ - Kreisweite Anstrengungen nötig, um zukünftigen Engpass zu beheben

Minden-Lübbecke: Bleibt der ländliche Raum attraktiv für Allgemeinmediziner oder droht in den nächsten Jahren ein Versorgungsengpass? Zur Beantwortung dieser Frage hat die Landesgesundheitspolitikerin Inge Howe (SPD) gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Lothar Ibrügger (SPD) zu einem Diskussionsabend nach Minden ins Haus der Parität eingeladen. Deutlich wurde, akut sei die Situation noch nicht, doch Handlungsbedarf bestehe „bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so Howe.

Aus vielen ländlichen Regionen sind Sorgen über Praxisschließungen und –verlagerungen zu hören. Aufgrund der Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte wird die Befürchtung geäußert, dass sich diese Situation in den nächsten Jahren verschärfen wird. Hierzu standen die Patientenbeauftragte der Bundesregierung Helga Kühn-Mengel, Dr. Erik Fischer von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Beate Kaiser seitens der AOK, Jürgen Sundermann und Alexander Drechsel von der DAK und Dr. Bendix Jebsen als niedergelassener Allgemeinmediziner aus Minden Rede und Antwort.

Den gut 60 Gästen des Diskussionsabends berichtete Kühn-Mengel: „ Die Entwicklung ist in den Regionen ganz unterschiedlich.“ Seitens der Bundesregierung würden erste Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. „Wir müssen Anreize für den Nachwuchs schaffen“.

Zur Zeit gäbe es eine hohe Arztdichte in attraktiven Ballungsräumen, wie etwa „rund um den Starnberger See“. In ländlichen Gebieten hingegen würden Arztpraxen häufig nicht wieder besetzt. „Die Kaufpreise solcher Praxen befinden sich im freien Fall“. Deshalb sei seitens der Großen Koalition die Altersgrenze für Ärzte aufgehoben worden. Ferner sollen zukünftig mit speziellen Programmen auch Arzthelferinnen zusätzlich qualifiziert werden, um Patienten in ihren Wohnungen im Auftrag des Hausarztes betreuen zu können.

Auf eine schriftliche Anfrage von Inge Howe an Landesgesundheitsminister Laumann zur heutigen Situation der niedergelassenen Ärzte im Kreisgebiet, wies dieser auf eine entspannte Lage im Mühlenkreis hin. Demnach sei die Versorgung im hausärztlichen Bereich „mit aktuell 108 Prozent im Kreis Minden-Lübbecke nahe der Grenze zur Überversorgung“, so die aktuelle Aussage aus dem Ministerium vom September 2008.

Dr. Fischer von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe wies hingegen darauf hin, dass „bereits jetzt 61 Prozent aller Ärzte im Kreisgebiet über 50 Jahre alt sind“. Das Durchschnittsalter der Hausärzte läge hier bei 57 Jahren. In den letzten fünf Jahren hätten bereits sieben Praxen ohne Nachfolge geschlossen. Dies stünde deutlich im Widerspruch zu den Zahlen des Ministeriums.

DAK-Bezirksgeschäftsführer Alexander Drechsel wies auf ein weiteres Problem hin: „Die jetzige Entwicklung konnte bereits vor 20 Jahren erkannt werden, ist aber nicht ernst genommen worden“. So sei die jetzige Bedarfsplanung bereits im Jahr 1992 erarbeitet und „nur geringfügig weiterentwickelt worden“, ergänze auch Howe.

Um die Versorgungsqualität auch in den nächsten Jahren zu garantieren, müsse jetzt gehandelt werden. Immer mehr ältere Menschen würden auch „mehr Versorgungsbedarf in Anspruch nehmen“. Während Dr. Fischer darauf hinwies, auch an den Universitäten entsprechende Lehrstühle für Allgemeinmediziner einzurichten, erklärte Inge Howe: „Die Landesregierung delegiert die Verantwortung auf den Kreis.“ Sie regte an, „jetzt zu handeln und alle regionalen Akteure an einen Tisch zu holen“. Wichtig sei, frühzeitig Konzepte zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung im Kreis Minden-Lübbecke sicherzustellen.

Bildunterschrift:
Im Gespräch über die Lage der hausärztlichen Versorgung im Kreisgebiet: Alexander Drechsel (DAK Minden), Landtagsabgeordnete Inge Howe (SPD), Jürgen Sundermann (DAK Regionalzentrum Bielefeld), die Bundesbeauftragte für Patienten Helga Kühn-Mengel (SPD), Beate Kaiser (AOK Minden), Dr. Erik Fischer (Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe), Bundestagsabgeordneter Lothar Ibrügger (SPD), und der in Minden niedergelassen Allgemeinmediziner Dr. Bendix Jebsen.

 

Homepage Inge Howe

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