Intensiver Austausch zum Bundesteilhabegesetz

Veröffentlicht am 20.03.2015 in Soziales

Inge Howe MdL und Josef Neumann MdL informierten sich über die Arbeit der Diakonie Stiftung Salem

In der Landespolitik rangiert das Thema Behindertenhilfe  zurzeit offenbar ganz weit oben. Erst am Mittwoch war Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Bad Oeynhausen, um am Wittekindshof einen ihrer „Tatkraft-Tage“ zu verbringen und sich einen Eindruck von der Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen zu verschaffen. Nur einen Tag später kamen MdL Inge Howe und MdL Josef Neumann nach Minden, um in der Diakonie Stiftung Salem Gespräche zum Thema Integration zu führen und die Mindener Diakonischen Werkstätten kennenzulernen.

Im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabegesetz werde in den nächsten 60 Monaten ein zusätzlicher Kostenaufwand von bundesweit 5 Milliarden Euro entstehen, erläuterte Neumann, der innerhalb der SPD-Fraktion im Landtag Integrationsbeauftragter ist. Allein für Nordrhein-Westfalen liege der Mehraufwand voraussichtlich bei rund 1,2 Milliarden Euro.

Wie dieser wirtschaftliche – und organisatorische – Kraftakt bewältigt werden kann, ohne dass geltende Versorgungsstandards aufgegeben werden müssen, diese Frage bereitet zurzeit allen Betroffenen Kopfzerbrechen. Wenn also Politiker sich aufmachen, um direkt vor Ort ins Gespräch zu kommen mit Trägern von Angeboten der Behindertenhilfe wie jetzt in  Minden, kann das nur von Vorteil sein.

Vereinfacht gesagt, geht es beim Bundesteilhabegesetz darum, dass Behindertenhilfe künftig sehr viel stärker am persönlichen Bedarf orientiert werden soll, so dass ein größtmögliches Maß an Eingliederung und Teilhabe erreicht wird. Hilfen für Menschen mit Behinderungen im Sinne des Bundesteilhabegesetzes sind allerdings teuer: In den kommenden Jahren würden wahrscheinlich rund viermal so viele Integrationshelfer gebraucht wie jetzt, rechnete Neumann vor. 
Nordrhein-Westfalen ist außerdem das einzige Bundesland, das in Behindertenwerkstätten auch Arbeitsplätze für schwerstmehrfachbehinderte Menschen anbietet. Dass die Förderung und Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen  mit dem Ziel, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, umso mehr Geld kostet, je schwerer die Behinderung ist, liegt auf der Hand.

Den Besuch bei der Diakonie Stiftung Salem nutzten Howe und Neumann für viele konkrete Fragen zu den Gegebenheiten vor Ort in Minden. Wie es denn hier bislang um die Integration von Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt bestellt sei, wollte Neumann z. B. wissen.

Dank eines eigenen Berufsbildungszentrums und dank des seit gut zehn Jahren aktiven und vom LWL geförderten Integrationsfachdiensts ist die Mindener Diakonie hier bereits gut aufgestellt. „Zurzeit unterhalten wir acht Werkstätten mit rund 1.030 Beschäftigten“, erläuterte der Leiter der Diakonischen Werkstätten Minden, Mark Westermann. „Pro Jahr gelingt es in durchschnittlich vier Fällen, Beschäftigte der Werkstätten so zu fördern, dass sie im freien Arbeitsmarkt Fuß fassen können“, fuhr er fort.  Für rund 30 Beschäftigte werde darüber hinaus pro Jahr ein ausgelagerter Arbeitsplatz gefunden – also nicht mehr in einer der Werkstätten, sondern in einem Integrationsbetrieb.

Auch die Frage, wie es in Minden hinsichtlich der Idee aussieht, künftig auf Förderschulen zu verzichten, interessierte die beiden Politiker sehr. Durch die Erfahrungen mit der Wichernschule, die eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ ist, sei man in der Mindener Diakonie bislang eher der Auffassung, auf Angebote wie diese nicht verzichten zu können, erklärte der Theologische Vorstand der Diakonie Stiftung Salem, Ulrich Strothmann. Bei der Gründung 1986 war die Schule für 140 Schülerinnen und Schüler ausgelegt; heute hat sie 214 Plätze. „Alle Versuche, im Zusammenhang mit der Schulrechtsänderung die Schülerzahl zumindest auf unter 200 zu reduzieren, sind bislang gescheitert“, berichtete Strothmann. Bislang gelinge integrativer Unterricht zwar oftmals im Grundschulalter noch gut, aber nicht mehr auf der Ebene der weiterführenden Schulen.

„Hier in Nordrhein-Westfalen wird nichts passieren, wodurch morgen irgendwas zusammenbricht“, versprach Neumann sowohl speziell zum Thema Förderschulen als auch allgemein zu den Forderungen des Bundesteilhabegesetzes.

Ein weiteres Thema, das  derzeit viel erörtert wird, ist die Betreuung von Menschen mit Demenz. Was die Diakonie von der Idee halte, nach holländischem Vorbild so genannte „Demenz-Dörfer“ einzurichten, fragte Neumann skeptisch. Tatsächlich seien Demenz-Dörfer doch wohl das Gegenteil von Integration,  antwortete Christian Schultz, der Kaufmännische Vorstand der Diakonie Stiftung Salem. „Wir plädieren hier eher für Lösungen im Quartier, also gern mit Wohn- und Hausgemeinschaften und ambulanter Betreuung“, sagte er. Seine These ist, dass für Menschen im Alter – ob mit oder ohne Demenz – Lösungen gefunden werden sollten, die sich am „Normalitätsprinzip“ orientieren.

Erste Erfahrungen mit diesem Ansatz sammelt die Mindener Diakonie gerade im Campus Salem mit den Häusern Morgenglanz und Emmaus. Dort wird schon länger quartiersbezogen gearbeitet und im Haus Morgenglanz ist 2014 im vierten Stock eine Hausgemeinschaft mit zwölf Plätzen entstanden, die nach dem Normalitätsprinzip betreut wird. Wie beim eigenständigen Wohnen stellen sich die Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin den Anforderungen des Alltags. Statt Pflegekräften stehen ihnen dabei  so genannte „Alltagsbegleiterinnen“ zur Seite. Wenn Pflegeleistungen gebraucht werden, kommen Pflegekräfte aus dem dritten Stock herauf. Sie klingeln und warten, bis ihnen geöffnet wird – so, wie es zu Hause Mitarbeitende eines Ambulanten Pflegediensts tun würden.

Artikel / Foto: Diakonie Stiftung Salem

 

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